Schrebergarten – eine Erfolgsgeschichte mit Tradition (trotz vieler Regeln 😊)
Anfang des 20. Jahrhunderts können Familien hier durchatmen, ihre Freizeit genießen, eigenes Gemüse anbauen und sich ein kleines Paradies erschaffen; halt wie Gartenzwerge: Immer irgendwie beschäftigt.
Los ging damals alles in Berlin. Der erste Kleingartenverein, fast schon militärisch auf dem Reißbrett entworfen, wurde gegründet. Die viereckigen Parzellen waren nicht nur etwas fürs Prestige der Bürger, es wurde auch Bowle getrunken und ein guter Skat am Wochenende gekloppt.
Zur Zeit der Industrialisierung war's nun allderdings so, dass die Kinder meist auf sich selbst gestellt waren. Die Eltern waren täglich 16 Stunden am schuften und die Kids am verwahrlosen. So konnte es aber nicht weiter gehen. Und da „in einem gesunden Körper wohl auch ein gesunder Geist wohnt“, machten sich „bessere Kreise“ Gedanken über eine gesündere Lebensführung.
Auch Moritz Schreber (1808 - 1861), Orthopäde und Hochschullehrer in Leipzig, geht es um das Wohl und der "Körperertüchtigung" der Kinder. Spiel- und Tummelplätze waren die Idee und somit der Ausgangspunkt.
Der erste „Schreberverein“ wurde allerdings erst nach Schrebers Tod 1864 von dem Leipziger Schuldirektor Ernst Innozenz Hauschild gegründet und Schreber zu Ehren so benannt.
1868 kam dann noch das gärtnerische für die Kinder dazu. Und wie so oft sind dann mal wieder die Eltern eingesprungen. Schließlich wurde ein Zaun drum rum gebaut, ein paar Regeln erlassen und in der Weimarer Republik rundgeregelt.
Nach dem 2. Weltkrieg ist gärtnern oft die einzige Möglichkeit, um an frisches Gemüse zu kommen – und an Tabakblätter.
In der DDR gibt’s zudem Aufkaufsstellen. Für eine Tüte Pflaumen gab's 2 Ostmark, die dann für eine Ostmark im Laden verkauft wurde. Gewiefte kauften dann die Pflaumen wieder für eine und gaben diese dann wieder für zwei Ostmark an den Aufkaufsstellen zurück… Marktwirtschaft "Made in DDR" 😊.
Aber auch aus ein Paar Kilo Spargel wurden neue Reifen für den Trabbi gemacht.
Und über allem stehen die strengen Gartenregeln. Selbst Albert Einstein bekam vom Bezirksamt Spandau eine Rüge (1922) wegen zu viel Unkraut und des unschönen Eindrucks seiner Parzelle.
Regeln regeln also das Dorf-, nein, besser das Kleingärtnerleben. D.h., 1/3 für Laube und Terrasse, 1/3 für Obst und Gemüse und das letzte 1/3 als Erhol- und Ziergarten. Im Detail regelt dies das Bundeskleingartengesetz, usw., usw.
Jetzt steht der ökologische, naturnahe und erholende Garten im Vordergrund – alles ohne Gifte.
Und übrigens: „Und fertig ist die Laube!“ stammt aus dem Jahr 1917 vom Gartenarchitekt Hermann Wolf, genauso wie der Begriff „Laubenpieper“.
So leben heute jung und alt gemütlich nebeneinander, in rund 3000 Kleingartenvereinen.
Gärtnern ist halt ein Trend.